Bericht von Achmed, Flüchtling aus Syrien, seit 3 Wochen in Traiskirchen

geflüchtete Mutter und Kleinkind in Traiskirchen,  Foto von einem unserer früheren Besuche am 30.7.

geflüchtete Mutter und Kleinkind in Traiskirchen, Foto von einem unserer früheren Besuche am 30.7.

Zuerst unsere Übersetzung auf Deutsch, unten das englische Original:

Die Neuankömmlinge müssen unter schlechten Bedingungen leben. Den Menschen ist hier nicht erlaubt, sich aus ihrem kleinen Bereich des Lagers fortzubewegen. Sie dürfen nicht zum Essen kaufen rausgehen, die Wachmannschaften geben ihnen Essen innerhalb des Lagerbereichs. Die meisten von ihnen haben nicht einmal ein Zelt.

Ich habe eine Familie mit einem Zelt gesehen. Sie haben einen gerade erst ein Monat alten Säugling, dreijährige Zwillinge und ein zwei Jahre altes Mädchen. Alle in einem schlechten, heißen Zelt.

Als ich einen Angestellten um ein Zimmer für die Familie im Haus Nr. 8 gebeten habe, hat mir dieser erwidert, dass ein Zimmer frei wäre, es aber verboten wäre, der Familie mit vier Kindern das Zimmer zu geben, weil die Neuankömmlinge grüne Papiere hätten. Und dann fängt sie an mit mir zu schreien und sagt mir, „Du wirst das Zimmer für die Familie nicht bekommen“.
Darauf gehe ich zu einem anderen Angestellten, ein Manager von ORS für das Haus Nr. 13B, und er sagt mir, „Du solltest eine Genehmigung der Regierung für ein Zimmer für die Familie bekommen“.
Wie soll ich als Flüchtling diese Genehmigung vom Ministerium in Wien erreichen?

Und es gibt jede Menge weiterer derart trauriger Geschichten.

Vor zwei Tagen kam ein syrischer Flüchtling ins Lager. Er ist aus dem Bereich der Neuankömmlinge entschlüpft. Er ist immer noch im Lager. Er weigert sich, seine Fingerabdrücke abzuliefern, weil er nach Schweden will, wo seine Familie lebt. Ich hab ihn überredet, die Fingerabdrücke hier in Österreich abzugeben, weil er sonst nur Probleme bekommt. Er hat kein Geld mehr, um nach Schweden weiterzukommen.

Wir haben dann drei Stunden in der Sonne vor der Polizeistation ausgeharrt, aber sie haben ihn nicht drangenommen. Sie haben seine Fingerabdrücken nicht abgenommen und jetzt hat er gar keine Papiere. Seinen Pass hat die Polizei. Er bekommt nichts zu essen und er kann sich nicht einmal duschen gehen.

Hier hört sich niemand an, was deine Probleme sind. Niemand redet mit dir. Niemand übernimmt irgendeine Verantwortung.
Glaub mir, es ist wirklich schlimm im Lager. Seit gestern versuche ich, diesen Menschen zu helfen. Alles was ich höre ist, „Geh weg“.

Ich bin sehr bedrückt. Wir kommen aus Syrien hier an, wir sind müde und uns wird keine Ruhe gegönnt. Es gibt nur neue Probleme und niemand ist da, uns zu helfen.

 


 

English:

Tuesday, 11 of august

The new arrivals have to live in a very bad place.
The people there are not allowed to move outside a small corner of the camp.
They can not go buy food and the security give them the food inside. They sit in the shadow of buses, they don’t have anything. Most of them not even a tent.

I saw a family live there in a tent. They have a baby who is old only one month and twins with 3 years and a girl of 2 years and inside the tent it is very hot and bad and when I ask for a room in house 8 for them, the employee told me, that there is an empty room, but it is not allowed to give this room to the family with the four little children, because the new arrivals have green paper.
And she started to shout and told me: „You won’t get this room for the family.“
And I went to another employee (manager of ORS) of house 13 B and he told me: „You should get permission from government to put the family inside a room.“
How can I as a refugee go to the ministry in Vienna to get the permission?

And there are many other sad stories.

Before two days a syrian guy came to the camp. He escaped from the corner for the new arrivals. He still is in the camp.
He refused to give his fingerprints, because he wanted to go to Sweden where his family lives. I persuaded him to give his fingerprints in Austria, because he will get problems otherwise and because he has no more money to complete the trip. I took him to the police and he said, that now he wants to give his fingerprints. We waited 3 hours in the sun outside the policestation, but they did not atend him. They did not take his fingerprints. Now he has no paper at all. His passport is with the police and he doesn’t get anything to eat and cannot take shower.
Here nobody is listening to your problems.
Nobody is talking to you.
Nobody takes over any responsibility.

Really it is very bad inside the camp.
From yesterday on, I try to help this people but nobody is listening to me.
Every one say: „Go away.“

I feel very sad. We come from Syria, we are tired and we don’t get any rest, just very much problems and nobody who cares about.

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